Chanukka 5786 leitet am 14. Dezember dieses Jahres die Leipziger Beteiligung am sächsischen Themenjahr „Tacheles Jahr der jüdischen Kultur in Sachsen 2026″ ein.

Bevor wir uns jetzt dafür auf die eigene Schulter klopfen, soll an zwei Jubiläen erinnert werden. Am 23. März 1850 erfolgte die Leipziger Erstaufführung von Giacomo Meyerbeers Oper „Der Prophet“. Wenig später, im September 1850 veröffentlichte Richard Wagner unter Pseudonym in der „Neuen Zeitschrift für Musik“ aus Leipzig seine Hetzschrift „Das Judenthum in der Musik“, in der er jüdischen Künstlern (u. a. auch Meyerbeer) jegliche eigenständige Kreativität absprach und dies mit offenem Antisemitismus begründete.

Das Leipziger Opernhaus versteht sich als Repertoire-Haus, dennoch wäre es angemessener gewesen, in der kommenden Spielzeit eben nicht wieder Wagner zu zeigen, sondern eine Wiederentdeckung Giacomo Meyerbeers in Betracht zu ziehen. Chance vertan, besonders eingedenk der Tatsache, dass die inhaltliche Ausrichtung des Themenjahres seit vielen Jahren bekannt ist.

Wäre es im Themenjahr nicht angemessen, neben jahrhundertealter jüdischer Kultur endlich auch an historischem Antisemitismus zu erinnern? Gerade in Leipzig?

Thomas Kumbernuß (Die PARTEI), Stadtrat
Veröffentlicht im Amtsblatt der Stadt Leipzig am 26. April 2025