Der Sportgroßkonzern UEFA schickt sich an, den Frauen-Fußball groß zu machen. Die Verwaltung – und wie sich später zeigte fast auch der gesamte Stadtrat – haben wiederum großes Interesse gezeigt, die Stadt Leipzig als möglichen Spielort für eine mögliche Fußball EM ins Spiel zu bringen. Unsere Stadträtin Katharina Subat (Die PARTEI) hatte an der Idee sehr wenig Gefallen gefunden. Die Presse berichtete bereits:

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Subat sprach, auch im Namen der gesamten Fraktion, gegen das Vorhaben der Stadt, für ein paar kurzfristige Sommermärchen-Gefühlsaufwallungen, aber zum Preis von voraussichtlich 15 Mio. Euro, sich für die WOMENS UEFA zu bewerben. Nicht nur ist die UEFA eine moralisch völlig verkommene Vereinigung, auch sind die nachhaltigen Effekte für die Ausrichterstädte nachweislich nicht vorhanden.

Dem Antrag der Stadt wurde trotz sehr guter Argumente, mit nur 5 Gegenstimmen, zugestimmt.

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Hier die Rede im Volltext, es gilt wie immer das gesprochene Wort:

Die Stadt Leipzig soll sich als Spielort für die WOMENS UEFA EURO 2029 bewerben.
Als Mitglied der sehr guten Partei Die PARTEI bin ich prädestiniert zum Thema Fußballmeisterschaften zu sprechen, denn:
Die PARTEI hat bereits einmal eine Fußballmeisterschaft nach Deutschland geholt. Und zwar das sogenannte Sommermärchen 2006.

Martin Sonneborn, Vorsitzender der PARTEI, verschickte im Juli 2000 mehrere Faxe an ein Grandhotel in der Schweiz. Dort wohnten mehrere Mitglieder des  FIFA-Exekutivkommitees, die am nächsten Tag über die Bewerbung Deutschlands zur WM 2006 entscheiden sollten. Die (eigenmächtig von einer Hotelmitarbeiterin) nachts unter den Zimmertüren durchgeschobenen Faxe zwangen den neuseeländischen Vertreter Charles Dempsey zum Einknicken. Er enthielt sich, Deutschland gewann die Abstimmung 12:11. Oder in den Worten Dempseys: „This final fax broke my neck“. 
Diesmal müssen sie aber auf unsere Hilfe verzichten.

Sonneborn hat bereits einmal eine Fußballmeisterschaft nach Deutschland geholt. Und zwar das sogenannte Sommermärchen 2006Diesmal aber müssen sie auf unsere Hilfe verzichten.

Stellen wir uns lieber die Frage: Wie möchte uns die Verwaltung diesmal dieses Event schmackhaft machen?

Ganz einfach! Man gibt sich nicht so allzu viel Mühe und schreibt ab, was die UEFA in ihr „Strategiepapier“ geschmiert hat.  Im üblichen Business-Släng wird hier von Werten geseiert wie „Widerstandsfähigkeit“, „Respekt“, „Excellenz“ (das steht da wirklich!) und „Fortschritt“. 

Man hat auch Prioritäten gesetzt, das ist bekanntlich das Allerwichtigste.
Ganz oben stehen „Entwicklungsmöglichkeiten für Spielerinnen“ – also steigt der Spielerinnenwert
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 Der Knaller aber steht mitten drin:
Im unverhüllten Funktionärs-Jargon werden „Authentische Fankultur“, „grenzenlose Sichtbarkeit“ und „Maximierung der Rendite“ in einen Topf geschmissen und uns als GANZ TOLL verkauft.

Sorry, aber das kauf ich der UEFA nicht ab. 

Denn wer macht die Gewinne, wer bekommt am Ende die maximierte Rendite?
Sicher nicht die Stadt Leipzig.

Langfristige Effekte?
Sind einfach nicht festzustellen. Makroökonomen, die also mit Daten und nicht irgendwelchen Nationalen Gefühlsaufwallungen rechnen, sagen:

„Ein solches Sportgroßereignis kurbelt die Wirtschaft nicht an. Es kann ein kleines Strohfeuer in ein, zwei Wochen entfachen. Man nennt das einen kurzfristigen ‚Feelgood Effekt‘. Aber langfristige, substanzielle ökonomische Effekte gehen davon nicht aus.“

Der versprochene Wirtschaftsaufschwung bleibt also nur: Ein Sommermärchen.

Eigentlich möchte man dem Frauenfußball wünschen, eben NICHT die Entwicklung des Männerfußballs zu nehmen und weiter unter dem Radar der Massenbegeisterung und vor allem diesem UEFA-Exekutivkommitee zu bleiben – dem übrigens 17 Männer und genau 1 Frau angehört.

Denn wir sehen ja was rauskommt, wenn Fußball-Megakonzerne anfangen „Werte“ zu entwickeln und „strategische Prioritäten“ zu setzen: Nämlich ihre Austragungsländer nach der Größe der Bestechungs-Portokasse auszuwählen und schlichtweg darauf zu scheißen, ob das Land nun tausende Arbeiter in den Tod ausbeutet – wie in Katar – oder ganze Viertel plattmacht und umsiedelt – wie in Brasilien – oder einfach den alten Putin glücklich macht – wie 2018 in Russland.

Möge dem Frauenfußball dieses Schicksal erspart bleiben.
Ich bitte darum um Ablehnung der Vorlage.