Foto vom Flyer der euro-scene mit Rotstift

Die euro-scene ist seit vielen Jahren ein bedeutendes Tanz- und Theaterfestival in Leipzig. Die Schirmherrschaft hat Oberbürgermeister Burkhard Jung inne, das Kulturamt Leipzig und der Freistaat fördern die Veranstaltung mit öffentlichen Mitteln.

Nun hatte die Beteiligung einer Theatergruppe – das Freedom Theatre aus Jenin (Westjordanland) für Unmut gesorgt. Die Initiative „Artists against Antisemitism“ kritisierten das Theaterstück als Beitrag der sich „offen gegen die Völkerverständigung zwischen Israelis und Palästinenser*innen“ richte und islamischen Terror verharmlose. Auch habe sich der Gründer des Freedom Theatre zur BDS-Bewegung und der Kulturellen Intifada bekannt.

Die Freie Fraktion hat aus diesem Grunde bei der Stadt nachgefragt. Auch aus anderen Fraktionen gab es Nachfragen, nachdem unter anderem Der SPIEGEL über die Causa berichtete. Aufgrund des großen öffentlichen Drucks und dem offenbar eklatanten Missverhältnis zu den Beschlüssen des Stadtrats wurde die Aufführung durch die Leitung der euro-scene abgesagt.

Hier nun unsere Anfrage an den Oberbürgermeister inklusive Antworten zum Nachlesen:

1. Wie bewertet der Oberbürgermeister die vorliegende Verbindung zwischen dem Freedom Theatre Jenin und der BDS-Bewegung?

Die Stadt Leipzig lehnt die transnationale Kampagne „Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“ ab. Siehe hierzu den Ratsbeschluss VI-A-06623-NF-02 „Gegen jeden Antisemitismus!“ aus dem Jahr 2019.

2. Wie bewertet der Oberbürgermeister die Auftritte hinsichtlich des Konzeptes zur Weiterentwicklung der Antisemitismusprävention in der Stadt Leipzig?

Mit dem am 29.02.2024 beschlossenen Konzept zur Weiterentwicklung der Antisemitismusprävention wurde ein Hauptanliegen des Stadtratsbeschlusses „Gegen jeden Antisemitismus!“ von 2019 umgesetzt.

Mit dem Präventionskonzept wird das Ziel einer wirksamen antisemitismuskritischen Sensibilisierung sowohl der Stadtverwaltung als auch der Leipziger Zivilgesellschaft verfolgt.

Im besagten Konzept wurden keine unmittelbar wirksamen Aussagen zur Vergabe von Fördermitteln an Empfänger im Bereich von Kunst und Kultur der Stadt Leipzig getroffen, so dass die vom Träger des Festivals abgesagten Auftritte in keiner direkten Verbindung mit dem Konzept zur Weiterentwicklung der Antisemitismusprävention stehen.

Im Weiteren sei auf die Ausführungen im Verwaltungsstandpunkt zum Antrag VII-A-09908-VSP-01 („Antisemitismusklausel in die Förderrichtlinien!“) verwiesen.

3. Gab es gemeinsame Gespräche mit der euro-scene Leipzig und dem Kulturdezernat, die die Auftritte kritisch hinterfragen, und wenn ja, mit welchen Ergebnissen?

Ja, es gab seit dem Wissen um die Vorwürfe gegenüber dem Freedom Theater hierzu Gespräche mit allen Beteiligten (neben der euro-scene z.B. CCT Leipzig, Goethe Institut, Literaturhaus Leipzig, Schauspielhaus usw.).

Das Festival wird vom Kulturamt der Stadt Leipzig gefördert, agiert jedoch selbstständig, eine Weisungsbefugnis liegt nicht vor. Die euro-scene Leipzig hat die Aufführung inzwischen abgesagt.

4. Welche Konsequenzen zieht die Stadt in Bezug auf die Durchführung der Auftritte und wie reagiert der Oberbürgermeister auf die ersten kritischen Berichte (unter anderem im SPIEGEL)?

Die besagten Auftritte wurden zwischenzeitlich von der euro-scene abgesagt.

Darüber hinaus ist Kritik, genau wie die Kunstfreiheit, ein wesentlicher und immanenter Bestandteil einer demokratischen Gesellschaft.

5. Wie beurteilt der Oberbürgermeister die Einschätzung der euro-scene vor dem Hintergrund, dass ein wesentlicher Bestandteil der BDS-Kampagne und Cultural Intifada der Boykott israelischer Künstler:innen ist?

Die Stadt Leipzig lehnt die transnationale Kampagne „Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“ ab. Siehe hierzu den Ratsbeschluss VI-A-06623-NF-02 „Gegen jeden Antisemitismus!“ aus dem Jahr 2019.